Nach dem letzten Teil verlassen wir nun Hattingen und ziehen die Ruhr hinauf bis Schwerte, wo unser Hund auch in Erscheinung getreten sein soll:
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Der Tag nahm heute wieder kein Ende. Georg schulterte erneut einen Sack Korn und trug ihn leise stöhnend rüber zu den anderen Säcken. So langsam schmerzte ihm der Rücken. Den ganzen Tag schon arbeitete die Gruppe in der großen Scheune in der Mähestrecke und drosch Korn.
Und den ganzen Tag schon ging Hartmut, das Großmaul, allen auf die Nerven. Der erzählte wieder jeden, der es nicht hören wollte von seinen Heldentaten. Jetzt wurde er allerdings von der Kirchenglocke unterbrochen, die nun zehn mal schlug.
Georg seufzte. So spät schon. Um diese Zeit ging sonst niemand mehr hinaus. Ein unheimlicher Hund trieb hier nachts sein Unwesen und lief bis zum Morgengrauen durch die Straßen. Riesig groß war er, pechschwarz und an seinen Hals hing ein Stock, den er hinter sich her zog. Hartmut behauptete natürlich, dass er ihn schon mehrmals verscheucht hätte, aber nicht nur Georg zweifelte an diesen Geschichten.
Die Glocke war kaum verklungen, als die Drescher von draußen ein schleifendes Geräusch hörten. Im Mondlicht war der Knüppelhund zu sehen, der ruhig an der Scheune vorbei ging und dabei seinen Stock hinter sich her zog.
Georg hielt einen Moment den Atem an, aber der Hund zog ohne die Drescher zu beachten an der Scheune vorbei. Gerade als Georg wieder aufatmete brüllte Hartmut los: "Hey Knüppelhund! Knüppelhund! Was läufst du hier herum?"
Da blieb der Hund stehen, fletschte die Zähne und ging langsam auf die Scheune zu. Seine Augen begannen zu glühen und mit jeden Schritt wurde er größer. Schnell warf Georg das Scheunentor zu und legte den Riegel vor, aber der Hund war mittlerweile so groß wie ein Pferd und blickte mit glühenden Augen über das Tor in die Scheune, Ängstlich flüchtete die Gruppe über eine Treppe in die obere Kammer der Scheune. Doch der Hund war weiter gewachsen und schaute jetzt auch dort durch das Fenster.
Ängstlich wimmernd drückte sich die Gruppe in die hinterste Ecke der Kammer. Einen Moment, der Georg endlos erschien, schaute der Hund noch durch das Fenster, dann knurrte er noch einmal, drehte sich um und verschwand.
Georg atmete auf. Und auch Hartmut schien sich schnell zu erholen und setzte zu einen Kommentar an.
Aber da hatte Georg ihn schon am Kragen gepackt: "Noch ein Wort Freundchen! Noch ein Wort, dann..."
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Das waren jetzt drei Erzählungen zu einer in Westfalen weit verbreiteten Sagengestalt. Zwischen Witten und Schwerte konnte ich leider bisher keine Sagen zum Knüppelhund finden. In Arnsberg, im Sauerland, taucht er wieder auf. Dort soll er einen Schatz bewachen. Das tut er angeblich auch in Herne.
Wie in der Geschichte oben erzählt, darf man ihn nicht verspotten oder ärgern. Dann wird er sauer. Gewöhnlich tut er aber niemanden was, obwohl er ja, wie uns die zweite Geschichte schilderte, zu Lebzeiten ein übler Schurke von einen Raubritter gewesen sein soll.
In einer weiteren mir bekannte Sage aus dem Sauerland trat er allerdings als Todesbote auf. Das halte ich aber für eine Verwechslung oder Vermischung mit der Sage vom "Schwarzen Hund", der nicht nur in Deutschland, sondern auch in britischen Sagen als "Black Shuck" in East Anglia, oder als "Barghest" in Yorkshire umherstreift. Allen diesen Hunden ist gemein, dass sie sehr groß sind und durch leuchtende oder glühende Augen auffallen. Aber wie gesagt, anders als seine oben genannten Vettern, tut der Knüppelhund niemanden etwas.
Damit schließe ich diese Reihe zunächst einmal und wende mich anderen Themen zu. Aber wer weiß? Vielleicht komme ich ja in Zukunft noch einmal auf den einen oder anderen Hund zurück.
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