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Mittwoch, 30. April 2025

Volmarstein - Zwerge 5

Nachdem unserem Zwerg Volmar, zumindest seiner Meinung nach, auf Hardenstein übel mitgespielt wurde, verließ er, nicht ohne sich grausam zu rächen, die Gegend von Witten und zog mit seinen Volk flussaufwärts. In Hardenstein wurde er nie wieder gesehen. 

Ein Stückchen weiter die Ruhr hinauf befindet sich Steinhausen. Dort gibt es ebenfalls eine Sage über einen üblen Zwerg. Da dieser allerdings am Ender der Sage sein selbiges findet, kann es sich nicht um unseren Goldemar handeln. Von diesen namentlich nicht bekannten Zwerg berichte ich dann ein anderes Mal. 

Zurück zu Volmar. Dieser erreicht mit seinem Gefolge schließlich eine schöne Gegend im Ruhrtal, wo ihm ein hoher Felsen auffällt. Die Aussicht auf das Ruhrtal ist wunderschön. Volmar beschließt zu bleiben. 

Auf seinen Befehl hin, baut sein Zwergenvolk ihn eine prächtige Burg, welche nach ihm Volmarstein genannt wird. 

Das war es dann auch schon. Über die Burg Volmarstein gibt es zahlreiche Sagen. Es gibt da Raubritter, Nixen, Feen usw., nur Zwerge kommen nicht mehr vor. 

Volmar, bzw. Goldemar verschwindet aber nicht aus der Sagenwelt. Er wird hier in Zukunft bestimmt noch mal auftauchen. 






Oben sind Bilder der Burgruine zu sehen. Die Reste des mächtigen eckigen Turmes sind nicht darauf. Die werden ich später einmal zeigen. Über Volmarstein möchte ich in späteren Beiträgen noch einiges erzählen, auch zur Geschichte der Burg. 
Die geschichtlichen Anmerkungen spare ich mir deshalb für heute. 



Mittwoch, 23. April 2025

König Volmar - Zwerge 4



Ruine Hardenstein


Wir schreiben das Jahr 1382. Über das Reich regiert Kaiser Wenzel der Faule (1), auf Burg Hardenstein bei Witten herrscht der Ritter Neveling von Hardenstein (2) und über die Zwerge im Ruhrtal gebietet König Volmar, der aufgrund seines Reichtums auch Goldemar (3) genannt wird. 

In der Burg Hardenstein sind die Bediensteten sehr beschäftigt. 

Grethlein, die Küchenmagd, trägt zitternd die Platte mit dem frisch zubereiteten gebratenen Enten in den Rittersaal. Sie fürchtet sich, denn ihr Herr Neveling hat einen unheimlichen Besucher. 

Volmar, der Zwergenkönig, ist seit einiger Zeit immer häufiger zu Gast auf Hardenstein, seit er sich mit dem Ritter Neveling angefreundet hat. Volmar kann niemand sehen, Durch einen Zauber ist er unsichtbar. Aber sein Schmatzen, Lachen und Gröhlen ist nicht zu überhören. 

Und seit er Neveling vor anrückenden Feinden warnte, hat er auch eine eigene Kammer im südwestlichen Turm. Einen eigenen Platz am Tisch hat er sowieso. Sein Pferd im Stall ist genau so unsichtbar wie er. Nur manchmal im Dämmerlicht glaubt man aus den Augenwinkeln einen leichten unheimlichen Schatten zu sehen. 

Neveling und Volmar unterhalten sich oft bis spät in die Nacht und manchmal verbringen sie die Nächte gemeinsam in Nevelings Gemach. 

Einmal hatte Volmar Grethlein sanft am Arm gefasst. Mit Grausen denkt sie an den weichen, aber kalten Griff zurück. Wie ein toter Fisch.

Grethlein stellt die Bratenplatte auf den Tisch und sieht zu, dass sie schnell wieder in die Küche kommt, wo  Martin, der Küchenjunge bereits mit dem nächsten Tablett wartet.

"Du bist ja ganz blass! Fürchtest du dich etwa vor einen Zwerg?" Grethlein guckt Martin böse an. "Ist er dir etwa nicht unheimlich?" 

Martin grinst. "Das ist ja nur, weil er unsichtbar ist. Wenn man ihn sehen könnte...." Martin fasst einen kühnen Plan. 



In der Nacht, als alle Bediensteten längst schlafen, schleicht Martin sich noch einmal in die Küche. Er weiß, dass Volmar oft spät in der Nacht Hunger bekommt und sich an den Vorräten der Burgküche bedient. Niemand beschwert sich darüber, denn der Zwergenkönig sorgte auch dafür, dass die Speisekammer nie leer und der Wein nie knapp wurde. 

Leise schüttet Martin einen großen Haufen Mehl hinter der Tür auf. Davor schüttet er Erbsen aus. Sein Plan: Volmar rutscht auf den Erbsen aus und fällt in das Mehl. Voll mit Mehl bedeckt kann man ihn dann sehen. 

Martin muss lange warten. Er will schon wieder aufräumen, als er im Gang leise Schritte hört. Volmar kommt. Knarrend öffnet sich die Tür und Volmar eilt hinein. Es poltert laut als er tatsächlich ausrutscht und stürzt. Martin springt aus seinen Versteck, um ihn zu sehen, da wird er auch schon gepackt. Volmar tobt vor Wut und zerreißt den Küchenjungen mit bloßen Händen. 

Anschließend heizt er den Herd an und brät den Küchenjungen. Mit den Töpfen verschwindet er in seiner Kammer. Die ganze Nacht hört man ein lautes Feiern, Singen und Schmatzen. Unheimliche Gestalten huschen durch die Gänge. 

Die Bewohner der Burg verstecken sich zitternd in ihren Kammern. Erst am Morgen, als es schon eine ganze Zeit still ist, wagt sich Neveling von Hardenstein aus seiner Kammer und schleicht in den Turm. 

Dort über der Tür zu Volmars Kammer steht in blutroter Schrift der Fluch:


"Burg Hardenstein soll künftig so unglücklich sein, wie sie vormals glücklich gewesen ist, und all ihr Gut soll zerrinnen, solange nicht drei Generationen derer von Hardenberg zugleich am Leben sind!"

Volmar aber ist verschwunden.

Nie wieder leben Großvater, Vater und Sohn in dem alten Gemäuer zusammen und die Familie von Hardenstein stirbt 40 Jahre nach dem Fluch aus. Die Burg aber zerfällt. (4)


Anmerkungen:

1 In einer der mir bekannten Versionen dieser Sage ist von Kaiser Wenzel die Rede. Wenzel, aus dem Geschlecht der Luxemburger (* 26.02.1361 in Nürnberg, † 16.08.1419 in Wenzelsburg) war von 1376 bis 1400 römisch-deutscher König, wurde aber nie zum Kaiser gekrönt.

2 Ein Neveling von Hardenstein ist historisch nicht belegt.

3 Goldemar kommt in mehreren Sagen des Ruhrtales und des Sauerlandes als Zwergenkönig vor. In der Sage um Schloss Hardenstein wird er mal Volmar und mal Goldemar genannt. In anderen Sagen aber entweder nur Volmar oder nur Goldemar. Ob es sich ursprünglich um verschiedene Zwerge handelte ist nicht bekannt.

4 Die Burg Hardenstein wurde zwischen 1345 und 1354 erbaut. 1378 begann Heinrich IV von Hardenstein eine Fehde mit der Stadt Dortmund, weil er einen jüdischen Geschäftsmann Geld schuldete. Sein Angriff auf Dortmund mit einen angeblich 1000 Mann starken Heer schlug fehl. 

Bei einen weiteren Feldzug wurde er gefasst und hingerichtet. Ihm folgte Heinrich V. Dieser hatte keinen männlichen Erben. Durch Heirat mit Heinrichs Tochter fiel die Burg an Robert Stael von Holstein. Die Burg wurde etwa zur gleichen Zeit erweitert und zerfiel erst ab dem 18. Jahrhundert.  


Von der Sage sind mir mehrere Versionen bekannt. Teilweise auch mit glimpflichen Ausgang für den Küchenjungen. Diese enden dann ähnlich wie das Märchen von den Heinzelmännchen einfach mit dem Verschwinden des Zwerges. 

Dieser verschwindet aber nur aus Hardenstein, nicht aus dem Ruhrtal, wie die nächsten Sagen zeigen werden.