Lust auf eine Hexengeschichte?
Ja, ich habe eine. Sie basiert auf dem Gedicht "Tam o`Shanter" des schottischen Dichters Robert Burns (* 25. Januar 1759 in Alloway, Ayrshire; † 21. Juli 1796 in Dumfries, Dumfriesshire), das dieser im Jahr 1790 schrieb.
Held dieser Geschichte ist der Bauer Tam, der den Markt in Ayr, einer Stadt in Südwesten Schottlands, besucht.
Seine Frau wartet derweil zu Hause und zieht, zumindest in der Vorstellung Tams, die Stirn in Falten und pflegt ihren Groll.
Tam ist nämlich in ihren Augen ein sehr lockerer Vogel, ein Nichtsnutz, Angeber und Kneipenhocker.
So ganz unrecht scheint sie damit nicht zu haben. Tam säuft die ganze Saison durch an jedem Markttag.
Die Ratschläge seiner Frau, die Gute heißt übrigens Kathy, beachtet er natürlich gar nicht.
Auch diesmal nicht. Schließlich hat er seinen Saufkumpel, den Schuster John, getroffen, sitzt in der Kneipe am warmen Kamin, trinkt außergewöhnlich gutes Bier und fummelt mit der Wirtin, während John dem Wirt wilde Geschichten erzählt.
Währenddessen zieht draußen ein heftiger Gewittersturm auf. Es hilft alles nichts, Tam muss nach Hause!
Und das in einer Nacht, wo im wahrsten Sinne des Wortes, der Teufel los ist.
So schwingt sich Tam schließlich trotz des Wetters auf sein treues altes Pferd Maggie und reitet heimwärts. Regen Sturm und Blitze ignorierend, zieht er sich die Mütze tiefer ins Gesicht und summt ein Liedchen.
Hin und wieder schaut er sich aber wachsam um, als er sich der alten Kirche von Alloway, nähert. So manches Unglück hat sich hier schon ereignet und mancher kam dabei ums Leben. All das soll von der alten Kirche ausgehen, in der es spukt.
Als er an der Ruine vorbei kommt, ist diese tatsächlich hell erleuchtet und Tam hört den Lärm von lauten Singen und Tanzen.
Alkohol macht mutig und Tam ist immer noch ausreichend betrunken, weshalb er zur Kirche reitet und neugierig einen Blick hinein wirft.
Hexen und Warlocks (Hexenmeister) tanzen dort im Kreis. Der Teufel selber sitzt als schwarzer, zausiger Kater am Fenster. Dazu ertönt eine grausige Musik, Leichen liegen aufgebahrt herum und halten Lichter in den Händen. Das Skelett eines Mörders, an den Altar gekettet, ein frisch vom Strick geschnittener Dieb und allerlei benutzte und blutige Mordwerkzeuge sind zu sehen.
Tam kann es nicht fassen und schaut sprachlos zu. Da wird die Musik schriller und schneller, der Tanz wird wilder, die Tanzenden reißen sich die Kleider vom Leib, tanzen im Unterhemd weiter und Tam ist begeistert von den heißen Hexenweibern. Die alten und hässlichen, die in der Halle auf ihren Besen herumfliegen ignoriert er natürlich.
Er hat nämlich, genau wie Satan übrigens, nur noch Augen für die Junghexe Nannie. Die wurde gerade erst in den Hexenzirkel aufgenommen und gibt zur Feier des Tages alles.
Nannie ist im ganzen Land berühmt und berüchtigt. Kühe und Pferde soll sie tot schießen, Boote versenken und Bier und Whisky säuft sie wie kaum ein Mann.
Jetzt trägt beim Tanzen nur noch ein Hemdchen, dass sie als Kind schon hatte und das für sie mit der Zeit doch schon arg kurz geworden ist.
Vergessen sind Eheweib, Wirtin und alles andere. Tam verliert den Verstand applaudiert und brüllt laut "Bravo!"
Schlagartig wird es dunkel. Auch Tam dämmert nun trotz Trunkenheit, dass er da wohl einen kleinen Fehler begangen hat, befürchtet, dass er Kathy nie wiedersehen wird, und tritt eiligst den Rückzug an.
Aber kaum hat er sich aufs Pferd geschwungen naht auch schon voller Mordlust die Höllenmeute, allen voran die stinkwütende Nannie.
Tam feuert sein Pferd an und Maggie gibt alles. Wenn er die Brücke über den Doon erreicht, hat er gewonnen. Dort verliert der Spuk seine Macht.
Kurz vor der Brücke bekommt Nannie Maggies Schweif zu packen. Aber ein letzter Sprung und Maggie ist auf der Brücke. Allerdings ohne Schweif. Den hat Nannie noch in der Hand.
Und die Moral von der Geschichte? Da zitiere ich mal aus einer der deutschen Übersetzungen: