Samstag, 3. Mai 2025

Anmerkungen zur Currywurst



Heute gibt es mal nichts über Zwerge zu lesen. Gar nix! Auch nicht über Burgen. Heute geht es um die Wurst! Genauer gesagt um die Nationalspeise des Ruhrgebietes, die Currywurst.

Gestern habe ich mir nämlich mal wieder eine gegönnt.


(Symbolbild. Die von gestern habe ich nicht fotografiert)
 

Dazu konnte ich mir mal wieder den Spruch anhören, dass die Currywurst in Berlin erfunden wurde.

Als eingeborener Ruhrgebietler sag ich dazu jetzt mal: "Watt`n Kappes!"

Betrachten wir da Ganze mal geschichtlich. Sofern man das Bestreuen einer Wurst mit einer Gewürzmischung überhaupt als "Erfindung" bezeichnen möchte, stammt diese aus den 1940er Jahren. Die Gastronomin Herta Heuwer aus Berlin, die seit 1949 in Charlottenburg einen Imbissstand betrieb, soll dort eine Wurst mit Tomatensoße und Currypulver angeboten haben.
Allerdings soll der Duisburger Peter Hildebrandt bereits 1936 die Idee gehabt haben, Tomatensoße mit Currypulver zu würzen. 
Herta hat ihre "Erfindung" und die dazugehörige  Legende aber viel besser vermarktet, weshalb sie heute als die Erfinderin gilt.
Andere Gegenden, die die "Erfindung" für sich reklamieren, z.B. Hamburg, lasse ich hier mal weg.  

Aber lassen wir das Ganze mal beiseite. Wenn ich im Ruhrgebiet eine Currywurst an der Bude kaufe, bekomme ich eine ordentlich gegrillte, klein geschnittene, mit Tomatensoße bedeckte und mit Curry bestreute Bratwurst. 


In Berlin bekomme ich dagegen eine Brühwurst (Spandauer ohne Pelle) am Stück mit Currysoße. 
Also zwei völlig verschiedene Würste und überhaupt nicht vergleichbar. Mit der Currywurst im Ruhrpott hat die Herta aus Berlin also mal gar nichts zu tun! 


Die Berliner Variante ist aber, wenn man fleißig sucht auch im Ruhrpott zu finden. Sie wird dann gewöhnlich als "Berliner Currywurst" angeboten und von den einheimischen Kunden häufig durch einen Döner ersetzt. 

Hier im Ruhrgebiet, bekommt man, wenn man nur die Currywurst bestellt, ein Brötchen, oder ein Stück Toastbrot als Beilage.
Beliebt ist aber auch die Currywurst mit Pommes, oder aber Currywurst mit Pommes und Majo, auch als "Manta-Platte" oder "Schimansky-Teller" bezeichnet. 

Bei einen "Taxi-Teller" ist dann auch noch Gyros mit drin. Den soll einer Legende zufolge ein Essener Taxifahrer erfunden haben. Der tauchte mit ordentlich Hunger an einen Imbiss auf, der gerade geschlossen wurde und verlangte nach einen Gyrosteller. Da aber nicht mehr genug Fleisch vorhanden war, ließ er dieses mit einer Currywurst strecken. 
Beim "Taxi-Teller" gibt es allerdings auch Variationen.  Da könnte dann vereinzelt auch eine Frikadelle oder ein Schnitzel hineingeraten. Also sollte man sicherheitshalber vor der Bestellung nachfragen. 

In diesem Sinne:

"Haut rein!"

Mittwoch, 30. April 2025

Volmarstein - Zwerge 5

Nachdem unserem Zwerg Volmar, zumindest seiner Meinung nach, auf Hardenstein übel mitgespielt wurde, verließ er, nicht ohne sich grausam zu rächen, die Gegend von Witten und zog mit seinen Volk flussaufwärts. In Hardenstein wurde er nie wieder gesehen. 

Ein Stückchen weiter die Ruhr hinauf befindet sich Steinhausen. Dort gibt es ebenfalls eine Sage über einen üblen Zwerg. Da dieser allerdings am Ender der Sage sein selbiges findet, kann es sich nicht um unseren Goldemar handeln. Von diesen namentlich nicht bekannten Zwerg berichte ich dann ein anderes Mal. 

Zurück zu Volmar. Dieser erreicht mit seinem Gefolge schließlich eine schöne Gegend im Ruhrtal, wo ihm ein hoher Felsen auffällt. Die Aussicht auf das Ruhrtal ist wunderschön. Volmar beschließt zu bleiben. 

Auf seinen Befehl hin, baut sein Zwergenvolk ihn eine prächtige Burg, welche nach ihm Volmarstein genannt wird. 

Das war es dann auch schon. Über die Burg Volmarstein gibt es zahlreiche Sagen. Es gibt da Raubritter, Nixen, Feen usw., nur Zwerge kommen nicht mehr vor. 

Volmar, bzw. Goldemar verschwindet aber nicht aus der Sagenwelt. Er wird hier in Zukunft bestimmt noch mal auftauchen. 






Oben sind Bilder der Burgruine zu sehen. Die Reste des mächtigen eckigen Turmes sind nicht darauf. Die werden ich später einmal zeigen. Über Volmarstein möchte ich in späteren Beiträgen noch einiges erzählen, auch zur Geschichte der Burg. 
Die geschichtlichen Anmerkungen spare ich mir deshalb für heute. 



Mittwoch, 23. April 2025

König Volmar - Zwerge 4



Ruine Hardenstein


Wir schreiben das Jahr 1382. Über das Reich regiert Kaiser Wenzel der Faule (1), auf Burg Hardenstein bei Witten herrscht der Ritter Neveling von Hardenstein (2) und über die Zwerge im Ruhrtal gebietet König Volmar, der aufgrund seines Reichtums auch Goldemar (3) genannt wird. 

In der Burg Hardenstein sind die Bediensteten sehr beschäftigt. 

Grethlein, die Küchenmagd, trägt zitternd die Platte mit dem frisch zubereiteten gebratenen Enten in den Rittersaal. Sie fürchtet sich, denn ihr Herr Neveling hat einen unheimlichen Besucher. 

Volmar, der Zwergenkönig, ist seit einiger Zeit immer häufiger zu Gast auf Hardenstein, seit er sich mit dem Ritter Neveling angefreundet hat. Volmar kann niemand sehen, Durch einen Zauber ist er unsichtbar. Aber sein Schmatzen, Lachen und Gröhlen ist nicht zu überhören. 

Und seit er Neveling vor anrückenden Feinden warnte, hat er auch eine eigene Kammer im südwestlichen Turm. Einen eigenen Platz am Tisch hat er sowieso. Sein Pferd im Stall ist genau so unsichtbar wie er. Nur manchmal im Dämmerlicht glaubt man aus den Augenwinkeln einen leichten unheimlichen Schatten zu sehen. 

Neveling und Volmar unterhalten sich oft bis spät in die Nacht und manchmal verbringen sie die Nächte gemeinsam in Nevelings Gemach. 

Einmal hatte Volmar Grethlein sanft am Arm gefasst. Mit Grausen denkt sie an den weichen, aber kalten Griff zurück. Wie ein toter Fisch.

Grethlein stellt die Bratenplatte auf den Tisch und sieht zu, dass sie schnell wieder in die Küche kommt, wo  Martin, der Küchenjunge bereits mit dem nächsten Tablett wartet.

"Du bist ja ganz blass! Fürchtest du dich etwa vor einen Zwerg?" Grethlein guckt Martin böse an. "Ist er dir etwa nicht unheimlich?" 

Martin grinst. "Das ist ja nur, weil er unsichtbar ist. Wenn man ihn sehen könnte...." Martin fasst einen kühnen Plan. 



In der Nacht, als alle Bediensteten längst schlafen, schleicht Martin sich noch einmal in die Küche. Er weiß, dass Volmar oft spät in der Nacht Hunger bekommt und sich an den Vorräten der Burgküche bedient. Niemand beschwert sich darüber, denn der Zwergenkönig sorgte auch dafür, dass die Speisekammer nie leer und der Wein nie knapp wurde. 

Leise schüttet Martin einen großen Haufen Mehl hinter der Tür auf. Davor schüttet er Erbsen aus. Sein Plan: Volmar rutscht auf den Erbsen aus und fällt in das Mehl. Voll mit Mehl bedeckt kann man ihn dann sehen. 

Martin muss lange warten. Er will schon wieder aufräumen, als er im Gang leise Schritte hört. Volmar kommt. Knarrend öffnet sich die Tür und Volmar eilt hinein. Es poltert laut als er tatsächlich ausrutscht und stürzt. Martin springt aus seinen Versteck, um ihn zu sehen, da wird er auch schon gepackt. Volmar tobt vor Wut und zerreißt den Küchenjungen mit bloßen Händen. 

Anschließend heizt er den Herd an und brät den Küchenjungen. Mit den Töpfen verschwindet er in seiner Kammer. Die ganze Nacht hört man ein lautes Feiern, Singen und Schmatzen. Unheimliche Gestalten huschen durch die Gänge. 

Die Bewohner der Burg verstecken sich zitternd in ihren Kammern. Erst am Morgen, als es schon eine ganze Zeit still ist, wagt sich Neveling von Hardenstein aus seiner Kammer und schleicht in den Turm. 

Dort über der Tür zu Volmars Kammer steht in blutroter Schrift der Fluch:


"Burg Hardenstein soll künftig so unglücklich sein, wie sie vormals glücklich gewesen ist, und all ihr Gut soll zerrinnen, solange nicht drei Generationen derer von Hardenberg zugleich am Leben sind!"

Volmar aber ist verschwunden.

Nie wieder leben Großvater, Vater und Sohn in dem alten Gemäuer zusammen und die Familie von Hardenstein stirbt 40 Jahre nach dem Fluch aus. Die Burg aber zerfällt. (4)


Anmerkungen:

1 In einer der mir bekannten Versionen dieser Sage ist von Kaiser Wenzel die Rede. Wenzel, aus dem Geschlecht der Luxemburger (* 26.02.1361 in Nürnberg, † 16.08.1419 in Wenzelsburg) war von 1376 bis 1400 römisch-deutscher König, wurde aber nie zum Kaiser gekrönt.

2 Ein Neveling von Hardenstein ist historisch nicht belegt.

3 Goldemar kommt in mehreren Sagen des Ruhrtales und des Sauerlandes als Zwergenkönig vor. In der Sage um Schloss Hardenstein wird er mal Volmar und mal Goldemar genannt. In anderen Sagen aber entweder nur Volmar oder nur Goldemar. Ob es sich ursprünglich um verschiedene Zwerge handelte ist nicht bekannt.

4 Die Burg Hardenstein wurde zwischen 1345 und 1354 erbaut. 1378 begann Heinrich IV von Hardenstein eine Fehde mit der Stadt Dortmund, weil er einen jüdischen Geschäftsmann Geld schuldete. Sein Angriff auf Dortmund mit einen angeblich 1000 Mann starken Heer schlug fehl. 

Bei einen weiteren Feldzug wurde er gefasst und hingerichtet. Ihm folgte Heinrich V. Dieser hatte keinen männlichen Erben. Durch Heirat mit Heinrichs Tochter fiel die Burg an Robert Stael von Holstein. Die Burg wurde etwa zur gleichen Zeit erweitert und zerfiel erst ab dem 18. Jahrhundert.  


Von der Sage sind mir mehrere Versionen bekannt. Teilweise auch mit glimpflichen Ausgang für den Küchenjungen. Diese enden dann ähnlich wie das Märchen von den Heinzelmännchen einfach mit dem Verschwinden des Zwerges. 

Dieser verschwindet aber nur aus Hardenstein, nicht aus dem Ruhrtal, wie die nächsten Sagen zeigen werden. 

Sonntag, 20. April 2025

Frohe Ostern!

 Liebe Leser!


Ich wünsche euch allen ein frohes Osterfest!



Eine Geschichte?

Na gut! Aber diesmal keine Sagen, kein Märchen, auch keine Legende, sondern eine Ostergeschichte aus meiner Jugend. Diesmal so etwa Anfang der 70erJahre des vorigen Jahrhunderts.

Ich bin ja ein Kleinstadtkind. Meine Großmutter mütterlicherseits hatte eine Schwester, Tante Herta, die mit ihren Mann, Onkel Walter, einen Bauernhof betrieb.  

Einmal, zu Beginn der Osterferien, beschlossen meine Eltern, dass ich mal Urlaub auf dem Bauernhof machen sollte. Die Ferien waren auch ganz nett, ich habe dort viel erlebt. 

Zum Ostersonntag versteckte Onkel Walter dann in seinem kleinen Wald, der zum Hof gehörte, ein paar Eier, die ich gemeinsam mit meinem etwa gleichalten Cousin dann suchen sollte. Das ist in einen Wald gar nicht so einfach. Aber Onkel Walter war ja nicht nur Bauer, sondern auch Jäger und hatte einen Dackel mit Namen Heidi. 

Und Heidi setzten wir nun als Ostereierspürhund ein. Sie war dabei auch überaus erfolgreich und fand dabei tatsächlich insgesamt 13 Eier, was wiederum Onkel Walter sehr merkwürdig fand. Er hatte nämlich nur 12 versteckt. 

Mein Cousin fand das aber ganz toll, weil sie ja im Jahr davor nur 10 Eier statt 12 gefunden hatten. 

Ich habe keins der Eier mehr gegessen. Gar keins! 


Samstag, 19. April 2025

Auf der Suche nach den Zwergen 3

 Mittlerweile bei Teil 3 angekommen schauen wir uns jetzt einmal an, was Zwerge so treiben. 

Auch wenn sie in Märchen oder Sagen oft als Einzelpersonen auftreten, so leben sie doch als Volk zusammen und werden von Königen regiert. Wir kennen da z.B. Laurin, Alberich und Goldemar. 

Da sie unter der Erde leben, sind sie naturgemäß Bergarbeiter und graben nach allerlei Bodenschätzen, insbesondere nach Gold. Hin und wieder helfen sie dabei auch menschlichen Bergleuten. 

Die ausgegrabenen Rohstoffe verwerten sie auch gleich. Zwerge sind begabte Schmiede und dabei auch noch zauberkundig. In der germanischen Mythologie schmieden sie nicht nur Thors Hammer (Mjölnir) und Odins Speer (Gungnir), sondern stellen auf das Schiff Skidbladnir für den Wanengott Freyr oder das goldene Haar für Thors Frau Sif her. 

Die Geschichte hierzu finden wir in der Skáldskaparmál, der Lehre von der Dichtersprache, im dritten Teil der Snorra-Edda. Hier wettet der Gott Loki mit den Zwergen:


Loki, Laufeyjas Sohn, hatte der Sif in hinterlistiger Weise alles Haar abgeschoren. 

Als Thor das gewahrte, ergriff er Loki und würde ihm alle Knochen zerschlagen haben, wenn er nicht geschworen hätte, von den Schwarzelfen zu erlangen, dass er der Sif Haare von Gold machte, die wie anderes Haar wachsen sollten. 

Darauf fuhr Loki zu den Zwergen, die Iwaldis Söhne heißen. Diese machten das Haar und zugleich Skidbladnir und den Spieß Odins, der Gungnir heißt. 

Da verwettete Loki sein Haupt mit dem Zwerge, der Brock heißt, dass dessen Bruder Sindri nicht drei ebenso gute Kleinode machen könnte, wie diese wären. Und als sie zu der Schmiede kamen, legte Sindri eine Schweinshaut in die Esse und gebot dem Brock zu blasen und nicht eher aufzuhören, bis er aus der Esse nähme, was er hineingelegt. 

Aber sobald Sindri aus der Schmiede gegangen war und Brock blies, setzte sich eine Fliege auf seine Hand und stach ihn. Dennoch hörte er nicht auf mit Blasen bis der Schmied das Werk aus der Esse nahm. 

Da war es ein Eber mit goldenen Borsten. 

Darauf legte er Gold ins Feuer und gebot ihm, zu blasen und nicht eher mit Blasen abzulassen, bis er zurückkäme. Er ging hinaus; aber die Fliege kam wieder, setzte sich jenem auf den Hals und stach nun noch einmal so stark; doch fuhr er fort zu blasen bis der Schmied aus der Esse einen Goldring zog, der Draupnir heißt. 

Darauf legte er Eisen in die Esse und hieß ihn blasen und sagte, alles sei vergebens, wenn er mit Blasen innehielte. Da setzte sich ihm eine Fliege zwischen die Augen und stach ihm in die Augenlider, und als das Blut ihm in die Augen troff, dass er nichts mehr sah, griff er schnell mit der Hand zu, während der Blasbalg ruhte, und jagte die Fliege fort. Da kam der Schmied zurück und sagte, beinahe wäre das nun völlig verdorben, was in der Esse läge. 

Darauf zog er einen Hammer aus der Esse. 

Alle diese Kleinode legte er darauf seinem Bruder Brock in die Hände und hieß ihn damit gen Asgard fahren, die Wette zu lösen. 

Als nun er und Loki ihre Kleinode brachten, setzten sich die Götter auf ihre Richterstühle, und es sollte das Urteil gelten, das Odin, Thor und Freyr sprächen. 

Da gab Loki dem Odin den Spieß Gungnir, dem Thor das Haar für die Sif und dem Freyr den Skidbladnir und nannte die Eigenschaften dieser Kleinode, dass der Spieß nie sein Ziel verfehle, das Haar wachse, sobald es auf Sifs Haupt komme, und Skidbladnir immer Fahrwind habe, sobald die Segel aufgezogen würden, wohin man auch fahren wollte; und zugleich könne man das Schiff nach Belieben zusammen falten wie ein Tuch und in der Tasche tragen. 

Darauf brachte Brock seine Kleinode hervor und gab dem Odin den Ring und sagte, in jeder neunten Nacht würden acht ebenso kostbare Ringe von ihm niederträufeln. 

Dem Freyr gab er den Eber und sagte, er renne durch Luft und Wasser Tag und Nacht, schneller als irgendein Pferd, und nie wäre es so finster in der Nacht oder im Dunkelwald, dass es nicht hell genug würde, wohin er auch führe, so leuchteten seine Borsten. 

Dem Thor gab er den Hammer und sagte, er möge so stark damit schlagen, als er wolle, was ihm auch vorkäme, ohne dass der Hammer Schaden nähme; und wohin er ihn auch werfe, so solle er ihn doch nicht verlieren, und nie solle er so weit fliegen, dass er nicht in seine Hand zurückkehre, und wenn es ihm beliebe, solle er so klein werden, dass er ihn im Busen verbergen könne. Er habe nur den Fehler, dass sein Stiel zu kurz geraten sei. 

Da urteilten die Götter, der Hammer sei das Beste von allen Kleinoden und die beste Wehr wider die Hrimthursen, und sie entschieden die Wette dahin, dass der Zwerg gewonnen habe. 

Da erbot sich Loki, sein Haupt zu lösen; aber der Zwerg antwortete, darauf dürfe er nicht hoffen. So nimm mich denn, sagte Loki; aber als jener ihn fassen wollte, war er schon weit fort, denn Loki hatte Schuhe, die ihn durch Luft und Wasser trugen. 

Da bat der Zwerg den Thor, ihn zu ergreifen, und dieser tat es. 

Da wollte der Zwerg Lokis Haupt abhauen, aber Loki sagte, nur das Haupt sei sein, nicht der Hals. 

Da nahm der Zwerg einen Riemen und ein Messer und wollte Löcher in Lokis Lippen schneiden und ihm den Mund zusammennähen; aber das Messer schnitt nicht. Da sagte er, besser wäre es, wenn er seines Bruders Ahle hätte, und in dem Augenblick, als er sie nannte, war sie bei ihm und durchbohrte jenem die Lippen. Da nähte er ihm den Mund zusammen und riß den Riemen am Ende der Naht ab. Der Riemen, womit er dem Loki den Mund zusammennähte, hieß Wartari 

(Quelle: Snorra Edda, in der Übersetzung von Karl Simrock, Skaldskäparmal, Lokis Wette mit den Zwergen)


In den nächsten Teilen sehen wir uns einen der Zwergenkönige genauer an. 


Sonntag, 13. April 2025

Auf der Suche nach den Zwergen 2


Zu Beginn unserer Zwergensuche schauen wir erst einmal nach, wo die überhaupt her stammen und werfen hierzu einen Blick in die germanische Mythologie. 

 
Das erste Lebewesen war der Urzeitriese Ymir, Die ersten Götter Odin, Vili und Vé, töteten Ymir und schufen aus ihm die Welt:

Aus Ymirs Fleisch ward die Erde geschaffen, 
Aus dem Schweiße die See,
Aus dem Gebein die Berge, die Bäume aus dem Haar,
Aus der Hirnschale der Himmel.
Aus den Augenbrauen schufen gütge Asen
Midgard den Menschensöhnen;
Aber aus seinem Hirn sind alle hartgemuten
Wolken erschaffen worden.

(Quelle: Snorra Edda, in der Übersetzung von Karl Simrock, Gylfaginning - Gylfis Visionen)



Zur Entstehung der Zwerge verrät uns die Snorra Edda folgendes:


Danach setzten sich die Götter auf ihre Hochsitze und hielten Rat und Gericht, und gedachten, wie die Zwerge belebt würden im Staub und in der Erde gleich Maden im Fleisch. Die Zwerge waren zuerst erschaffen worden und hatten Leben erhalten in Ymirs Fleisch und waren da Maden. Aber nun nach dem Ausspruch der Götter erhielten sie Menschenwitz und Menschengestalt und wohnten in der Erde und im Gestein. Modsognir hieß einer dieser Zwerge und ein anderer Durin, wie es in der Wöluspa heißt:

Da gingen die Berater zu den Richterstühlen,
Hochheilge Götter hielten Rat,
Wer schaffen sollte der Zwerge Geschlecht
Aus des Meerriesen Blut und blauen Gliedern.
Da ward Modsognir der mächtigste
Dieser Zwerge, und Durin nach ihm.
Manche noch machten sie menschengleich
Der Zwerge von Erde wie Durin angab.

(Quelle: Snorra Edda, in der Übersetzung von Karl Simrock, Gylfaginning - Gylfis Visionen)


Die Zwerge lebten also zunächst als Maden im Fleisch des Urriesen (ich vermute es ist eher "wie Maden" gemeint), das ja, wie wir oben erfahren haben, die Erde wurde.

In den nächsten Strophen werden dann namentlich Zwerge aufgezählt. Außer dem oben bereit erwähnten Durin finden wir dort auch z.B. einen Thorin und einen Gandalf. 

Damit könnten wir jetzt eine Hypothese aufstellen, woher Tolkien die Ideen zu seinen Zwergennamen hatte. 

Anders die Schöpfungsgeschichte in der Lieder Edda. Hier ist im Eingangsgedicht, der Völuspa von Maden nicht die Rede:

Da gingen die Berater
Zu den Richterstühlen,
Die hochheilgen Götter,
und hielten Rat,
Wer schaffen sollte
Der Zwerge Geschlecht
Aus Brimirs Blut
Und Blains Gliedern.

(Quelle: Völuspa, Der Seherin Gesicht, Lieder-Edda, Übersetzung von Karl Simrock)

Hiernach wurden die Zwerge also aus Blut und Kochen der Riesen Brimir und Blain geschaffen.


Donnerstag, 10. April 2025

Auf der Suche nach den Zwergen

Lieber Leser!

Genau dich meine ich! Ich kann in der Blog-Statistik sehen, dass es dich gibt. Du bist also tatsächlich existent und keine Sagengestalt mehr. Herzlich willkommen und viel Spaß mit den folgenden Beiträgen!

In denen geht es, vermutlich in lockerer Folge, nämlich um tatsächliche Sagengestalten. Um Zwerge. 

Hier siehst du ( KI sei Dank!) schon mal ein Bild von einen Zwerg.


Mein erster Zwergenkontakt fand bereits in frühester Kindheit, lange vor der Grundschule statt. Meine Mutter las mir nämlich häufig aus einen ziemlich dicken Märchenbuch vor. Das war, wenn ich mich richtig erinnere die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Die erschienen übrigens erstmals 1812. 

Ebenfalls ins Vorschulalter fällt auch mein erster Kino-Besuch. Der Film damals: Schneeweißchen und Rosenrot.

Für die Filmfreunde: Da mein erster Kinobesuch Mitte der 1960er Jahre stattfand, muss es sich dabei um die Verfilmung von Erich Kobler aus dem Jahr 1955 handeln. 

Die Zwerge in Märchen und Film waren jetzt nicht gerade die freundlichsten. An der Film kann ich mich leider kaum erinnern. Aber der Abschnitt aus dem Buch, als der Zwerg mit dem Bart im Baumstamm fest hing, blieb mir in Erinnerung. 

Bei dem Versuch einen Baum zu spalten, sprang der Keil heraus und der lange Bart des Zwerges klemmte im Baumstumpf fest. Unsere beiden Heldinnen treffen auf den Zwerg und versuchen ihn zu befreien. Schließlich schneidet ihm Schneeweißchen mit einer Schere den Bart ab. Der Zwerg ist darüber nicht erfreut! "Lohns euch der Kuckuck!" grummelt er und zieht ohne Dank mit einen Sack voll Gold von dannen! 

Gelernt habe ich damals folgendes über Zwerge:

1. Zwerge sind undankbar.

2. Zwergen ist ihr langer Bart wichtig.

3. Zwerge haben Gold, geben aber nichts davon ab. 


Na gut. Wir werden sehen. Da gibt es eine ganze Menge an Sagen.