Im Film schreitet Wilhelm Voigt nun zur Tat, Zum Umziehen sucht er mit dem Pappkarton, welcher die Uniform enthält, die Bahnhofstoilette auf. Zur gleichen Zeit muss ein Bahnbediensteter dringlich aufs Klo. Voigt braucht für das Umziehen aber ein wenig länger.
Der Eisenbahner verliert die Geduld: "Donnerwetter! Wer macht denn hier so lange?"
Im Film mit Heinz Rühmann ein wenig deftiger: "Zum Donnerwetter! Wer scheißt denn hier so lange?".
"Verdammt noch mal! Wer scheißt denn hier so lange?" in der Version mit Harald Juhnke und im Film mit Rudolf Platte "Jetzt wirds mir aber zu bunt! Herrgott! Wer scheißt denn hier so lange?"
Die Tür geht auf und Wilhelm Voigt tritt in der Hauptmannsuniform heraus. Die Eisenbahner zucken zusammen und stehen stramm.
"Haben sie gedient?"
"Jawoll Herr Hauptmann!"
"Dann werden se gelernt haben sich zu beherrschen! Nächste Mal nehmen se sich ein bisschen zusammen!"
Der echte Voigt schreibt in seinem Buch, dass er sich bereits zu Hause umgezogen hat:
"Mit Rücksicht darauf, dass ein später Verlassen meiner Wohnung den Einwohnern des Hauses auffällig erscheinen und gleich zu meiner Entdeckung führen könnte, musste ich so früh als möglich fortgehen.
So kleidete ich mich denn in meinen Zimmer an und verließ morgens gegen 1/4 vier Uhr meine Wohnung.
Zunächst fuhr ich mit dem nächsten Zuge um 4 Uhr früh nach Köpenick, um wenigstens das Rathaus zu sehen, kehrte aber bereits um 6 Uhr nach Berlin zurück, nachdem ich in einen entlegenen besseren Lokal gefrühstückt hatte. Dort verweilte ich einige Stunden und begab mich in einer Droschke nach der Seestraße, stieg dort aus und machte mich mit dem Orte bekannt, wo die Wachen kampierten.
Nachdem ich mich genügend informiert, suchte ich wieder ein Gartenlokal auf, in welchen ich zu Mittag speiste.
Auf dem Wege dahin hatte ich noch eine Begegnung mit einen Major der Luftschifferabteilung. Auch das bürgt zur Genüge dafür, dass die so sehr bemängelte Uniform in durchaus tadellosen Zustand war. Nachdem ich gespeist, begab ich mich etwa um 1/2 zwölf Uhr auf den Platz um die Wachen in Empfang zu nehmen." (1)
Voigt zieht die Uniform also bereits in seiner Unterkunft an und schleicht sich dann am frühen Morgen um 03:15 Uhr aus dem Haus. Über 8 Stunden ist er in Berlin und Köpenick unterwegs, bevor er zur Tat schreitet.
Das kann durchaus als Eingewöhnung oder als Test dafür gesehen werden, ob er in der Uniform ernst genommen wird.
Zurück zum Film:
Voigt sammelt sich Soldaten ein.
" 1 Gefreiter, 4 Mann von der 7.Kompanie, 2. Garderegiment zu Fuß, auf dem Wege von der Schwimmanstalt Wache Plötzensee zur Kaserne."
Während der Meldung kommt ein zweiter Trupp, wieder ein Gefreiter und vier Mann vorbei. Diesmal von der 3. Kompanie, 2, Garderegiment zu Fuß, auf dem Weg vom Schießplatz zur Kaserne.
"Sie marschieren nicht zur Kaserne, sondern folgen mir zu einer besonderen Dienstleistung, auf allerhöchsten Befehl! Gefreiter, sie übernehmen das Kommando! Wir marschieren zum Bahnhof Friedrichstraße und fahren dann nach Köpenick!"
Ich seinem Buch teilt Voigt mit, dass er den Gefreiten schickte um die Wache vom Schießstand zu holen, was auch in kürzester Frist geschah (1).
Es folgt die Fahrt nach Köpenick.
Frau: "Wo wollt ihr den hin?
1. Soldat: "Wes ich nich!"
Frau: "Das müsst ihr doch wissen."
1. Soldat: "Wes ich doch nich!"
2. Soldat: "Nach Köpenick!"
3. Soldat: "Halts Maul! Geheim!"
Tatsächlich ließ der echte Wilhelm Voigt in Rücksicht darauf, dass er die Mannschaft von der Straße geholt hatte und diese ja nicht in die Kaserne zurück konnte, zunächst im nächsten Bahnhofs-Restaurant ein Bier zu sich nehmen.
In Rummelsburg musste umgestiegen werden. Weil noch etwas Zeit war, konnte die Mannschaft dort am Buffet auch etwas zu essen zu sich nehmen. Voigt ließ sich den "Einsatz" also durchaus etwas kosten. (1).
Im Film sitzt Voigt in einem Abteil, und raucht verdeckt von einer Zeitung, die er liest.
Ein Fahrgast: "Sie! Nichtraucher!"
Voigt nimmt die Zeitung herunter. Der Fahrgast erschrickt. "Pardon Herr Hauptmann!" Voigt raucht demonstrativ weiter und schüttelt missbilligend des Kopf.
Die Truppe kommt in Köpenick vor dem Rathaus an. Voigt lässt die Ausgänge besetzen.
Ohne seine persönliche Erlaubnis darf niemand das Rathaus betreten oder verlassen.
Ende Teil 5
1) Voigt, Wilhelm. Wie Ich Hauptmann von Köpenick wurde. Julius Püttmann, 1909, S.102,103.
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