Weiter geht es mit dem Film:
Wilhelm Voigt ist beim Trödler und kauft sich die Uniform. Angeblich braucht er sie für einen Maskenball. Die Szene beginnt mit dem Betrachten der Uniform.
"Tja, ich weiß nich ob ich soll."
"Sie wissen nicht. Soll ich ihnen was sagen? Ich weiß. Nehmen se was anderes. Müssen se gehen als Hauptmann. Aufn Maskenball will man sich doch amüsieren. Als Hauptmann werden se sich nich amüsieren, wird man sie gleich erkennen, wird man sagen sieht so ein Hauptmann aus?"
"Ne ne, ich nehm se doch!"
Voigt bemängelt einen fehlenden Stern: "Als Hauptmann muss ich doch zwe Sterne haben!"
Die Uniform soll 20 Mark kosten. Voigt will nur 15 Mark zahlen und dazu noch einen Säbel und einen grauen Offiziersmantel. Der Händler gibt nach.
Ich muss jetzt sagen, dass bei dieser Szene der Film ein wenig schwächelt. In der Verfilmung von 1960 mit Rudolf Platte ist die Szene viel glaubwürdiger dargestellt. Die Verhandlungen dauern länger.
Überhaupt, was ist mit einer Mütze, einer Uniformhose, einer Feldbinde... alles was ein Offizier sonst noch braucht?
Auch hier kauft im Film von 1960 Wilhelm Voigt mehr Uniformteile ein.
Voigt selber lässt sich in seinen Buch "Wie ich der Hauptmann von Köpenick wurde", welches 1909 zum ersten Mal erschien, kaum zur Uniform ein. Er reagiert aber verärgert darüber, dass diese als schäbig kritisiert wurde. Auch behauptet er, dass er auch den passenden Helm besessen hätte. Dieser würde zuhause auf dem Küchentisch stehen. Für seinen Einsatz hätte aber die Mütze gereicht.
"Genug, ich arbeitete meinen Plan aus und habe bewiesen, dass ich der Mann war, ihn auch durchzuführen. Was soll all das Gerede, womit man an meinen Vorgehen, ja selbst an meiner Uniform herumkritisiert?
Beispielsweise ich hätte keinen Helm getragen!
Der Helm stand ruhig in meiner Wohnung auf dem Tische. Ich hielt es aber nicht der Sachlage nach nötig, 17 Stunden einen Helm auf dem Kopfe zu tragen zu einer Diensthandlung, die ich bequemer in der Mütze ausführen konnte und wollte." (1).
Genaueres zur Uniform erfahren wir im Buch von Anton Oskar Klaußmann, Der falsche Hauptmann von Cöpenick, aus dem Jahr 1906:
"Zu den Vorbereitungen des Verbrechens gehörte die Beschaffung der Uniform. Voigt kaufte einen Säbel, den er als Hauptmann tragen wollte. Bald aber überzeugte er sich davon, dass er einen schlechten Kauf gemacht hatte, denn der Säbel gehörte zur Uniform eines Kavallerieoffiziers.
....
Stückweise kauft sich allmählich Voigt die Uniformteile zusammen. Er macht die Einkäufe nicht in Berlin, wo es vielleicht aufgefallen wäre, dass sich ein Mann von seinen Aussehen eine Uniform beschaffte. Er geht vielmehr in einen kleinen Trödlerladen zu Potsdam.
...
Der Verbrecher verschaffte sich eine Extrahose, einen Interimsrock, einen Mantel, einen Offizierssäbel und Sporen auch eine Feldbinde.
Da Voigt nicht viel Geld ausgeben wollte, waren die Uniformstücke sämtlich etwas schäbig.
Voigt wusste genau, dass ein Offizier zur Feldbinde einen Helm tragen muss. Er versuchte auch einen solchen zu kaufen, aber bei seiner eigentümlichen Kopfform gelang ihm dies nicht.
Die Trödlerin hatte zwar alle möglichen Helme, nur keine allzu große Auswahl von Helmen der Offiziere des 1. Garderegimentes zu Fuß.
....
Er kaufte sich in Berlin eine Extramütze, und zwar eine neue Mütze, weil er jedenfalls durch diese ein gewisses Gegengewicht gegen die Schäbigkeit der anderen Uniformstücke haben wollte." (2)
Ende Teil 4
(1) Voigt, Wilhelm. Wie Ich Hauptmann von Köpenick Wurde. Julius Püttmann, 1909, Seiten 98, 99.
(2) Klaußmann, Anton Oskar. Der Falsche Hauptmann von Cöpenick. Verlagshaus für Volksliteratur und Kunst, 1906.
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