Freitag, 9. Mai 2025

Der Hauptmann von Köpenick (3)

Zurück zum Film und hier zur Geschichte um die Uniform. Dr. Obermüller schlägt mit stolzgeschwellter Brust beim Hoflieferanten Wormser auf. Er wurde zum Leutnant der Reserve ernannt und braucht nun eine Uniform. Wormser nutzt die Gelegenheit und schwatzt Obermüller die in Kommission genommene Uniform auf, obwohl diese einige Nummern zu klein ist und Obermüller darin aussieht wie eine Presswurst. 

"Sitzt wie angegossen!.....Ne Kleinigkeit hier oben, die Falten, die müssen weg, dann unten ein bisschen auslassen, aber ne ganze Kleinigkeit!"

"Eigentlich wollte ich mir ja eine neue nach Maß machen lassen."

"Den Rock nehmen se Herr Leutnant!"

Wormser merkt an, dass er mit der Uniform Glück gehabt hat. 

"Den Rock tragen se noch wenn se mal Bürgermeister von Köpenick sind."

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Zurück zu Voigt. Der wird 1906 aus der Haft entlassen und taucht in Berlin bei seiner Schwester, Marie Hoprecht, auf, die ihn erst einmal nicht erkennt. 

Dort lernt er dann auch seinen Schwager Friedrich kennen, Wilhelm kann bleiben. Friedrich will ihn bei der Anmeldung und der Arbeitssuche helfen. Auf die Frage, wann er denn geboren ist, antwortet er: "Am 17.Dezember 50!" (Tatsächliches Geburtsdatum Voigts war der 13.Februar 1849)

Der Film lässt offen, ob Wilhelm Voigt direkt nach seiner Haftentlassung zu seiner Schwester zieht. Der echte Voigt zog zunächst nach Wismar. Der Anstaltsgeistliche hatte ihm eine Beschäftigung beim Hofschuhmachermeister Hilbrecht besorgt. Obwohl er sich dort gut führte, konnte er aber nicht bleiben. Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin erteilte ihm aufgrund seiner Vorstrafen ein Aufenthaltsverbot. Voigt musste weiter ziehen. 

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Zurück zum Film und zur Uniform. Obermüller, mittlerweile tatsächlich Bürgermeister von Köpenick,  muss zum Kaisermanöver. Seine Uniform ist anscheinend mittlerweile kleiner geworden. Er hat deshalb bei Wormser eine neue bestellt. Die Lieferung verspätet sich aber. Mit Hilfe seiner Frau versucht er die alte Uniform anzuziehen. Dabei reißt ein Stück ab. 

"Na jetzt ist alles aus!"

In letzter Minute erscheint der Zuschneider Wabschke mit der neuen Uniform. Die alte soll er als Anzahlung mitnehmen. 

"Ach die? Die bring ich zum Trödler!". 

Hier ist anzumerken, dass der Bürgermeister von Köpenick 1906 Dr, Georg Langerhans war. Dr. Langerhans. geb. am 23. September 1870 in Frankfurt (Oder), gest. am 8.März 1918 in Lichterfelde, war promovierter Jurist. Dr. Langerhans war zuletzt Oberleutnant der Infanterie. 

Als Bürgermeister war er beliebt und erfolgreich. Aus Scham übers seine Rolle bei der Köpenickiade erklärte er seinen Rücktritt, nahm aber auf Bitte der Stadtverordneten seine Amtsgeschäfte später wieder auf. 



Dr. Georg Langerhans, 1906


Die Uniform landet beim Trödler. "Na, fürn Maskenball wird se noch gehen."

Derweil herrscht bei Wilhelm Voigt Verzweiflung. Statt einer Meldebescheinigung hat er eine Ausweisungsverfügung bekommen und streitet nun mit seinem Schwager.

"Unglück? Das ist kein Glück oder Unglück bei! Ein sauberes und glattes Unrecht ist das!"

"Bei uns da gibt`s kein Unrecht! Bei uns in Deutschland da geht Recht und Ordnung über alles! Du weißt das nicht Wilhelm. Du hast nicht gedient!" 

Wilhelm Voigt geht nun zum Trödler, die Uniform kaufen. 

Und ich gehe nun mal wieder zurück zur Geschichte. Wilhelm Voigt hatte tatsächlich eine Ausreiseverfügung erhalten, hielt sich aber zunächst nicht daran. In seiner Gerichtsverhandlung sagte er aus, dass er als "Schlafbursche" in eine unangemeldete Unterkunft in der Langenstraße 22 zog. Schlafburschen, oder auch Schlafgänger, mieteten lediglich für wenig Geld ein Bett für ein paar Stunden am Tag in der Zeit in der der Bewohner der Wohnung dieses nicht benötigte. Die restliche Wohnung durften sie gewöhnlich nicht nutzen. Seine Arbeitsstelle in einer Schuhfabrik behielt er ebenfalls bei. 
 Aufgrund seines nun illegalen Aufenthaltes standen die Aussichten für eine weitere Beschäftigung allerdings eher schlecht. 
In den Filmen hat Voigt übrigens keine Arbeit. Auch seine damaligen Lebensgefährtin, einer 50 jährigen Nachbarin seiner Schwester, eine Fabrikarbeiterin mit dem Namen Riemer, wird in den Filmen nicht erwähnt. 
Dieser teilte er mit, dass er aufgrund einer Erbschaft verreisen müsse. An seiner Arbeitsstelle erscheint er am 06. Oktober, 10 Tage vor der Köpenickiade  zum letzten Mal. 




Ende Teil 3

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